Der Weg der Schönheit: Eine Einladung zur Essenz
Zu Beginn jeder schamanischen Arbeit – Heilungssitzung, Ritual oder Begleitung auf dem Medizinrad – rufe ich die vier Richtungen sowie die des Himmels und der Erde an, wodurch eine energetisch sichere und heilungsfördernde Umgebung geschaffen wird. Jede Richtung ist mit einem archetypischen Tier verbunden, dessen Unterstützung ich erbitte. Wenn ich die Schlange rufe, richte ich eine einfache, aber zutiefst bedeutsame Bitte an sie: „Zeige uns den Weg der Schönheit, lehre uns, in Schönheit auf der Erde zu wandeln“.
Den Weg der Schönheit einzuschlagen bedeutet, die Einladung anzunehmen, der Schönheit zu begegnen, in uns und um uns herum. Wir befinden uns auf der Ebene der Schlange, die ein Urbild des Loslassens ist. Die Schlange lehrt uns, uns zu häuten und alles hinter uns zu lassen, was nicht mehr notwendig ist. Sie lehrt uns, in uns selbst das aufzugeben, was nicht mehr benötigt wird, und lädt uns ein, Aufgaben und den unaufhörlichen Strom von Dingen, die erledigt werden müssen, abzuwerfen, um langsamer zu werden und dann anzuhalten, denn solange wir in unserem rasenden Lauf gefangen bleiben, bleibt dieser Weg unerreichbar. Innehalten bedeutet, aus der Mechanik des „Tuns“ auszusteigen, wo Verpflichtungen und Aufgaben endlos aufeinander folgen, um in einen Raum einzutreten, in dem Präsenz und Zuhören Platz finden.
Schönheit ist eine Vibration, sie ist eine Resonanz, die die Zeit aufhebt. Sie taucht als etwas auf, das uns abrupt stoppt, uns mit seiner Ausstrahlung fesselt und uns in eine andere Welt versetzt. Sie ist reine Inspiration, eine Erfahrung der absoluten Essenz, ein transzendenter Tanz mit unseren Sinnen, ein flüchtiger Zustand, der uns aus der Zeit reißt. Wir können sie überall wahrnehmen: im Spiel des Lichts, in der Spiegelung einer Pfütze, im Tanz eines Vogels mit dem Wind, wenn wir die sanfte Brise auf unserem Gesicht spüren oder uns von einer betörenden Melodie mitreißen lassen. Und wenn wir in der Schönheit spazieren gehen, bleibt die Zeit stehen, es versetzt uns in einen magischen, mystischen Raum. Schönheit berührt unsere Seele, sie nährt sie, sie ist ein Nektar für unsere Seele.
Unsere Seele zu nähren ist genauso wichtig wie unseren Körper zu nähren. Doch wie viel Platz räumen wir dieser grundlegenden Handlung wirklich ein? Sind wir ständig in der hektischen Jagd nach Aufgaben gefangen oder nehmen wir uns manchmal einen Moment Zeit, um uns daran zu erinnern, wer wir wirklich sind? Sind wir hier, um einfach nur endlose Listen abzuhaken, oder um unser tiefstes Wesen voll und ganz zu erfahren? Den Weg der Schönheit zu beschreiten bedeutet, langsamer zu werden und anzuhalten, um diese Rosen zu riechen, sich von ihrem Duft berauschen zu lassen und sich für den Ausdruck unseres wahren Wesens zu öffnen. Wenn wir auf diesem Weg weitergehen, sind wir dann auf dem Weg, uns daran zu erinnern, wer wir schon immer waren.
Wenn wir uns die Zeit nehmen, innezuhalten und das Staunen durch uns hindurchfließen zu lassen, nähren wir diesen ewigen Teil von uns selbst. Diese Momente sind eine Einladung, uns selbst zurückzusetzen. Wenn wir uns tief mit dem Wesen der Schönheit verbinden, jenseits des bloßen Betrachtens, berühren wir eine zeitlose Dimension. Und wenn wir zu uns selbst zurückkehren, ist alles neu, leuchtend und vibrierend. Wir sind genährt, regeneriert und bereit, wieder mit Elan voranzugehen.
Lasst uns also in der Schönheit wandeln